Denglisch: Verirrte und falsche Anglizismen

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Loggen Sie sich remote im Homeoffice in den Call ein oder checken Sie mal, ob Sie ins Office kommen können? Denglisch ist ein immer weiter zunehmender Trend. Hier fließen englische Wörter in die deutsche Sprache ein, indem englische Wörter eingedeutscht, deutsche durch englische ersetzt oder beide miteinander vermischt werden. Manche Einflüsse verändern die Sprache sogar nachhaltig. Gerade durch den Zugang zu internationalem, oft englischsprachigem Content bei Social Media und Streamingdiensten, erfolgt diese Prägung besonders in der Jugendsprache immer stärker.

Dabei geht es nicht nur um klassische Fehlübernahmen wie „Happy End“, das im Englischen „happy ending“ heißt, sondern um ganze Wörter und Phrasen. Gute Dinge waren früher schon fresh oder cool, heute sind sie eben nice, fancy und lit. Gern auch grammatikalisch bemüht sehr denglisch angeglichen an das Objekt, das man beschreiben möchte. Immerhin lernt die Jugend fleißig Englisch – wild! Aber auch in der Business-Kommunikation haben sich englische Begriffe längst etabliert und einigen dürfte es heutzutage sogar schwerfallen, für so manchen englischen oder denglisch Begriff die deutsche Entsprechung zu finden. Hier einige Beispiele.

Einzelne Wörter

In einem guten Gespräch ist es wichtig, den Augenkontakt zum Gegenüber zu halten. Moment. Augenkontakt? Der englische „eye contact“ heißt auf Deutsch eigentlich Blickkontakt. Kontakt zum Auge wäre doch etwas unangenehm. Dennoch schleichen sich immer wieder allzu wörtliche Übersetzungen aus dem Englischen in unsere Sprache ein.

Realisieren Sie das? Eigentlich beschreibt „realisieren“ im Deutschen, einen Plan in die Tat umzusetzen, etwas zu verwirklichen. Längst aber hat das Wort im Deutschen dieselbe Bedeutung wie das englische „realize“, das dort zwar auch verwirklichen, aber meistens eher bemerken, erkennen oder feststellen heißt. Einige Wörter sind schon so lang in unserem Sprachgebrauch, dass man vermutlich gar keine Alternative mehr kennt.

Der „Oldtimer“ zum Beispiel ist die englische Bezeichnung für einen alten Herren. Alte Autos hingegen nennt man „vintage cars“ oder „classic cars“. Beim „Shooting“ wird im Englischen leider nicht mit Kameras, sondern mit Waffen geschossen. Verwenden Sie daher „photo shoot“. Ein „slip“ ist ein Beleg, ein Streifen oder ein Fehltritt, aber gewiss nicht die deutsche Unterhose. Kommen Sie also nicht in die Versuchung, auf Englisch unsere denglisch Wörter zu verwenden. Sie werden allenfalls fragende Blicke ernten.

Phrasen

Macht das Sinn? Im Englischen ist „making sense“ durchaus richtig. Im Deutschen ist es ein beliebtes, oder besser gesagt verhasstes Streitthema. Zwar stammt das „Sinn machen“ vom Lateinischen ab und wurde tatsächlich schon bei Goethe und Schiller so nachgewiesen. Allerdings empfiehlt es sich, zu sagen, dass Dinge „Sinn ergeben“ – oder eben keinen. Alle Grammatikregeln im Deutschen zu beachten ist zugegeben harte Arbeit. Dabei müsste es eigentlich „schwere Arbeit“ heißen. „Hart“ wurde nur aus dem Englischen übernommen, wo „schwer“ eben „hart“ und „schwere Arbeit“ dementsprechend „hard work“ heißt. Es ist so gängig, dass es gar nicht mehr hinterfragt wird. Letzteres ist eher bei neuen denglisch Phrasen der Fall, die man noch nicht so oft gehört hat.

Zurzeit aktuell: Der Ausdruck „Ich bin fein damit“ oder „Das ist fein für mich“. Diese wörtliche Übersetzung aus dem Englischen („I’m fine (with something)“, „It’s fine (with me)“) ist ziemlich falsch. Was hier Englisch klingt, ist einfach nur eine wörtlich und grammatikalisch falsche Übersetzung.

Auch gern verwendet: „I feel you.“ Wenn Sie Ihr Mitgefühl gegenüber jemanden ausdrücken möchten, können Sie heutzutage durchaus „I feel you“ oder „I feel this“ eins zu eins englisch übernehmen. Die deutsche Übersetzung „Ich fühle dich“ klingt wohl eher etwas weird. Kürzen Sie besser ab und antworten Sie auf relatable Memes und Reels mit: „Fühl‘ ich!“ Im Deutschen ist der Apostroph an dieser Stelle korrekt. Wie oft der Apostroph im Deutschen völlig falsch verwendet wird, weil er im Englischen so oft gesehen wird, davon fangen wir an dieser Stelle besser nicht an…

Scheinanglizismen

Pseudoanglizismen scheinen nur englische Lehnwörter im Deutschen zu sein. In der Realität handelt es sich aber um Neologismen, die sich zwar lexikalischer Elemente des Englischen bedienen, deren Bedeutung aber eine ganz andere ist. Die bekanntesten Beispiele sind wohl die folgenden:

Handy

Das ist der wohl bekannteste Scheinanglizismus für das Mobiltelefon, das auf Englisch mobile oder cell (phone) heißt. Handy bedeutet als Adjektiv „handlich“, „praktisch“ oder „nützlich“.

Homeoffice

Anglophone Menschen arbeiten nicht idiomatisch im Homeoffice – und schon gar nicht „machen“ Sie „Homeoffice“ –, sondern Sie arbeiten „remotely“ oder „from home“. Zwar gibt es das Wort „home office“ als Bezeichnung für das britische Innenministerium oder als physikalische Beschreibung eines kleines Heimbüros.

Sport

Wer sich bewegt oder ins Fitnessstudio geht, treibt Sport. Nicht so im Englischen, wo Sport höchstens bei Wettkämpfen praktiziert wird. Im Englischen heißt das Trainieren im Gym „exercise“.

Body Bag

Haben Sie beim Onlineshopping schon mal eine „Body Bag“ oder „Crossbody Bag“ gesehen? In einem englischen Shop sicher nicht, denn da beschreibt die „Body Bag“ keine Tasche, die man am Körper trägt, sondern einen Leichensack.

Peeling

Zu einer nicen Beauty Routine gehört natürlich auch ein Peeling. Das werden Sie englischsprachige Influencer bei Instagram allerdings nie sagen hören, da die richtige englische Bezeichnung „exfoliation“ oder „scrub(bing)“ ist. Vor allem im Bereich Kosmetik und Pflege lauern unendlich viele Scheinanglizismen. Achten Sie doch mal darauf, wie viele Ihnen im Alltag begegnen, Sie werden staunen.

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