Die Geschichte der französischen Sprache

Bildquelle: Unsplash

Jede Sprache ist in ihrer Entwicklung zahlreichen Einflüssen ausgesetzt – politischen, gesellschaftlichen, sprachlichen, technologischen, sogar religiösen Ereignissen und Veränderungen. So haben einschneidende Vorkommnisse auch die französische Sprache geformt und geprägt. Sie hat sich sogar Wörter anderer Sprachen bedient und sich immer weiterentwickelt. Sie tut es sogar noch heute, denn Sprachen entwickeln sich ebenso wie die Menschen, die sie sprechen, immer weiter. Denken Sie nur einmal an die Neuerungen, in denen hier und anderswo aktuell weibliche Berufsbezeichnungen etabliert und geschlechtergerechte Sprache verwendet wird. Welche Ereignisse jedoch in der Vergangenheit besonders prägend waren und wie das Französisch zu der Sprache wurde, die wir heute kennen.

Die Anfänge der französischen Sprache

Französisch entstand im Grunde aus drei verschiedenen Sprachen: der keltischen, lateinischen und diversen germanischen Sprachen. Doch deren Ursprung wiederum geht noch weiter zurück bis nach Asien und liegt im Indogermanischen. Einflüsse dessen finden sich bis heute in der französischen Sprache. Im 17. Jahrhundert wurde mit der Entdeckung des Sanskrits aus Indien schließlich klar, dass die meisten modernen europäischen Sprachen davon abstammen – so eben auch Französisch. Aus dem Keltischen beziehungsweise Gallischen haben sich noch über hundert Wörter in der modernen französischen Sprache erhalten.

Da die Sprache nicht auf Schriftstücken festgehalten wurde, konnte sie im römischen Reich aber schnell vom Latein verdrängt werden. Rom wollte kulturelle Einheit im ganzen Reich schaffen und lehrte ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. das klassische Latein. Letztlich entstand dadurch jedoch erst eine Spaltung, da es sich sehr vom Vulgärlatein abhob und Eliten vorbehalten blieb. Die unzähligen lateinischen Wurzeln des Französischen sind heute noch eindeutig erkennbar. Vor allem natürlich, wenn Sie Latein oder romanische Sprachen beherrschen. Doch nicht nur die Römer, sondern auch die Griechen beeinflussten die Entwicklung der französischen Sprache. Heute gehen 10 Prozent des Vokabulars auf das Griechische zurück, vor allem natürlich Fachbegriffe aus der Wissenschaft und Medizin. Die meisten modernen Lehnwörter im Französischen entstammen dem Englischen, Italienischen und Arabischen.

Die Geburtsstunde der französischen Sprache

Die Verbreitung des gehobenen, für die breite Masse nicht verständlichen Latein, grenzte die Teile der Bevölkerung aus, die keinen Zugang zu Bildung hatten. Im 8. Jahrhundert forderte Karl der Große deshalb die Verwendung einer bäuerlichen romanischen Sprache oder des Theotisca („Sprache des Volkes“, Vorläufer des Deutschen) ein. Dies war die Entstehung des ersten offiziellen Vorläufers des Französischen. Nach seinem Tod wurde das Reich unter seinen Nachfahren aufgeteilt, bis es unter drei seiner Enkel zum Krieg kam. Zwei davon verbündeten sich gegen den Dritten und sicherten sich in den Straßburger Eiden Ihre Treue zu. Da einer Althochdeutsch und der andere Galloromanisch sprach, auch Protofranzösisch genannt und dem Lateinischen sehr ähnlich, wurden beide Sprachen – zum ersten Mal – in diesen Eiden schriftlich festgehalten und von den Truppen des jeweils anderen gelernt. Damit war das Französische offiziell geboren.

Von Renaissance und Revolution

Im 16. Jahrhundert etablierte François I. Französisch als offizielle Schriftsprache. Unterstützt von Politikern, Künstlern und Schriftstellern wurde die Sprache ausgerollt und um unzählige neue Wörter bereichert. Doch gerade durch die intensive Romantisierung und Verschönerung der Sprache kamen italienische Einflüsse mit hinzu: Italienisch galt nämlich als edle Sprache und bot ein wunderbares Vokabular vor allem für Kunst, Musik und Mode, von dem über 2000 Wörter in das Französische übernommen wurden. 1635 wurde die Sprachentwicklung wieder politisch.

Die neu gegründete Académie française brachte ein Wörterbuch, das Dictionnaire de l’Académie hervor, dass Bedeutung und Verwendung der Wörter festlegte und das klassische Französisch auch in die weiten Teile des Landes bringen sollte, in denen Dialekte gesprochen wurden. Im 19. Jahrhundert half die eingeführte Schulpflicht dabei ungemein. Gleichzeitig brachten wissenschaftliche Entwicklungen und die industrielle Revolution viele neue, vor allem technische Begriffe in die Sprache mit ein. Verfechter der Romantik wehrten sich heftig gegen diese Einflüsse und die Integration von Anglizismen. Schriftsteller wie Victor Hugo traten dem entgegen und kämpften für eine Befreiung der Sprache.

Die moderne französische Sprache

Vor allem in der jüngsten Vergangenheit veränderte die Entwicklung der Medien die französische Sprache stark. Kino und Film, Rundfunk- und Fernsehsendungen verbreiteten die Sprache rasant bis in die letzte Ecke des Landes. Mit französischen Inhalten kamen jedoch bald auch internationale Inhalte auf die Bildschirme. Schon Mitte des 20. Jahrhunderts drangen anglo-amerikanische Einflüsse in die französische Sprache ein. Vermischt mit den zahlreichen technologischen Neuerungen im elektronischen und multimedialen Zeitalter, entstand ein völlig neues Vokabular mit vielen Anglizismen. Es beschreibt bis heute technische Geräte, Medien, Transportmittel wie Automobile und natürlich unsere Business-Welt.

Während dieser Entwicklung hielten einige Strukturen auch stark dagegen und bemühten sich, dass vermeintlich reine Französisch zu erhalten – allerdings nur mäßig erfolgreich. Die Entwicklung geht heute mit den sogenannten Millennials, die vor allem vom Rap geprägt waren und Jugendsprachen hatten, etwa das Verlans mit seinen umgekehrten Silben, in die entgegengesetzte Richtung. Die Jugend verfolgt eine Vereinfachung der Sprache und setzt sich für eine neue, leichtere Rechtschreibung ein. Außerdem soll die Sprache weniger geschlechtsspezifisch sein und statt des generischen Maskulinums auch Berufsbezeichnungen und weitere Begriffe feminisieren. Geschlechtergerechte Sprache ist auch hierzulande gerade ein großes Thema und spiegelt wider, dass sich alle Sprachen ständig verändern – so wie ihre Sprecher eben auch. Lust die französische Kultur einmal live zu erleben? Dann buchen Sie sich einen Kurztrip nach Frankreich. Bei Booking.com sparen Sie auf Ihren Urlaub.

F.A.Z.-Sprachkurse
Französisch lernen