Deutschland und Frankreich: Zwei Länder, zwei Kulturen

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So und nah und doch so fern: Obwohl Deutschland und Frankreich Nachbarstaaten sind und sich eine Grenze von ganzen 448 Kilometern teilen, unterscheiden sich die Kulturen der beiden Länder in vielerlei Hinsicht. Allem voran natürlich die verschiedenen Sprachen. Außerdem ist die Bereitschaft, andere Sprachen zu erlernen und vor allem zu sprechen nicht in beiden Ländern gleich stark ausgeprägt. Doch auch im gesellschaftlichen Zusammenleben finden sich Unterschiede, von den verschiedenen Begrüßungen über die Ess- zu den Trinkgewohnheiten. Selbstverständlich ist eine Kultur keine Sammlung von Klischees, die man auf alle Bürger in gleichem Maße projizieren kann. Vielmehr geht es um Gewohnheiten, die im jeweiligen Land einfach sehr häufig zu beobachten sind.

Die Begrüßung in Deutschland und in Frankreich

Bisoux, bisoux, bisoux – auch wenn die aktuelle Lage Abstand gebietet, begrüßt man sich in Frankreich unter normaleren Umständen am liebsten mit einem Küsschen links, rechts, links und vielleicht noch einmal rechts. Zugegeben, kleinere Verwirrungen kommen durchaus vor, sind aber auch schnell wieder vergessen. Alternativ werden Sie in Frankreich eher umarmt, als dass Ihnen jemand die Hand zum Händedruck entgegenstreckt. Dieser bleibt eher formalen Begegnungen vor allem unter Männern vorbehalten.

In Deutschland und anderen europäischen Ländern ist die Begrüßung mit Küsschen überhaupt nicht üblich. Der Händedruck oder ein Kopfnicken reichen völlig aus und sollten von französischen Begrüßten auch nicht als distanziert aufgefasst werden. Wer sich besser kennt, zeigt das je nach Situation vielleicht mit einer mehr oder weniger ehrlichen Antwort auf die Frage „Wie gehts?“ – hier dürfen Sie durchaus auch von einem klassischen „gut“ abweichen und das in einem Satz erläutern, müssen aber nicht. Im Französischen dient die Frage nach dem Befinden, meist „Ça va?“, eher dem Einstieg ins Gespräch und wird mit „ça va“ oder „bien“ beantwortet. Ähnlich wie im Englischen, wo das „How are you?“ teil der Begrüßung ist und knapp oder sogar überhaupt nicht beantwortet wird.

Fremdsprachen

Das französische Volk liebt seine eigene Sprache und betrachtet sie gern als (mindestens zweite) Weltsprache. Zwar werden in den Schulen auch verschiedene Fremdsprachen, vor allem Englisch, aber auch Deutsch und andere Sprachen unterrichtet. Doch am liebsten sprechen und hören die Franzosen Französisch. Das wird von Besuchern teilweise sehr negativ und arrogant aufgefasst, dabei  hat der Verzicht auf Englisch zur Verständigung auch einen eleganten Vorteil: Man erspart sich die Blamage und den Ruf, schlecht Englisch zu sprechen. Davon können einige Deutsche ja ein Lied singen, die über die Landesgrenzen hinaus für ihren lustigen Akzent belächelt werden. Immerhin wird Englisch jedoch gelernt und gesprochen, einen Mangel an Fleiß oder Mut kann man den Deutschen also gewiss nicht nachsagen. Auch Französisch lernen die Deutschen recht häufig. Punkten Sie bei Ihrer nächsten Reise nach Frankreich doch einmal mit einigen französischen Sätzen. Sie werden Ihre Gastgeber sicher verzaubern!

Die Getränke – Prost und santé!

Es ist kein Klischee, sondern Tatsache, dass die Franzosen lieber Wein als Bier trinken. Bei den Deutschen ist es genau andersherum. So dürfte ein Franzose auf der Speisekarte eines deutschen Restaurants aber nicht nur über die große Auswahl an Bieren und je nach Lokal kleine Auswahl an Weinen staunen. Werden die Getränke serviert, rechnet er sicher auch nicht mit dieser Größe der Gläser. Bier erhält man in Frankreich meist in 0,25l-Liter-Flaschen, hierzulande bekanntermaßen überwiegend im 0,5-Liter-Weizenglas oder Krug. Für einen gemäßigten Eindruck empfiehlt es sich, nur eins davon zu trinken, wenn Sie in französischer Gesellschaft sind. Und denken Sie gar nicht erst daran, vor Franzosen eine Maß Bier zu bestellen, wenn Sie nicht die Angst auslösen wollen, Sie würden zeitnah noch über sämtliche Stränge schlagen.

Gemäßigt ist übrigens auch das französische Wasser – und stets still. Kohlensäure hat darin nichts verloren und unser Sprudel taugt den Franzosen bestenfalls als Verdauungsförderer nach dem Essen. Ebenso ist der deutsche Usus, Säfte mit Wasser zu einer Schorle zu verdünnen, in Frankreich ein Unding. Ganz zu schweigen von den Gesichtern, die dort beim Anblick vom Mischen einer Weinschorle komplett entgleisen würden. Die französische Variation von Wasser ist es, dieses mit reichlich Sirup in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen zu trinken. Ohne Kohlensäure, versteht sich. Tchin-tchin!

Kultur geht durch den Magen

Das deutsche Frühstück ist meistens herzhaft und besteht aus Brot oder Brötchen, liebevoll belegt mit Wurst- und Käseprodukten, Aufschnitt, Gemüse, außerdem Eier in verschiedenen Variationen. Für einen guten Start in den Tag sollte es lange satt machen und möglichst früh zwischen 6 und 7:30 Uhr eingenommen werden. Immerhin beginnen Schule und Arbeit in Deutschland in der Regel früher als in Frankreich.

Dort sind süße Gerichte am beliebtesten, etwa das Croissant oder auch Baguette, dazu Butter und Marmelade. In beiden Ländern gehört zu einem guten Morgen natürlich auch ein Kaffee. Das Mittagessen unterscheidet sich weniger, doch beim Abendessen zeichnen sich wieder Unterschiede ab. Recht früh gegen 18 oder 19 Uhr beginnt in Deutschland das Abendessen, das wieder aus Brot und Brötchen besteht und damit seinen Beinamen Abendbrot absolut verdient hat. Als Belag eignen sich Wurst, Käse, Aufschnitte, Gemüse wie Tomaten und Gurken, alternativ oder dazu ein Salat, damit das Abendessen auf jeden Fall eine leichte Mahlzeit wird. In Frankreich isst man gern auch mal warm, also ein zu Hause zubereitetes Gericht oder Menü. Das Essen findet etwas später statt und dauert deutlich länger. Die perfekte Gelegenheit für Familien, Paare oder Freunde, sich über die Ereignisse des Tages auszutauschen und gemeinsam Zeit zu verbringen.

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