Marseillaise: Die französische Nationalhymne

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Französisch wird vor allem von Leidenschaft getragen. Es reiht Wort an Wort und verbindet sie so elegant miteinander, wie keine andere Sprache es schafft. Fast so, als könnte sie niemand wieder voneinander trennen. Ihr Tempo und ihre wunderschöne Melodie transportieren Gefühle direkt ins Herz des Zuhörers – die angenehmen, aber auch die weniger angenehmen Gefühle. Nicht umsonst ist Französisch die berühmte Sprache der Liebe. Doch sie kennt auch andere Stimmungen abgesehen von der Romantik. Frankreichs Nationalhymne demonstriert das besonders eindrücklich: Die Hymne ist unter dem Namen Marseillaise bekannt und kommt schockierend brutal daher. Voller Leidenschaft für einen anstehenden Kampf wirkt sie auch heute noch als das, was sie ursprünglich war: ein Kriegslied. Wie sie entstanden ist, in welchem Krieg sie gekämpft hat und wie der Text genau lautet.

Ursprung der Nationalhymne

Viele großartige Werke entstanden nachts, als ihre Schöpfer einsam in ihrem Kämmerlein darüber brüteten. In der richtigen Stimmung kamen sie bei Kerzenschein auf geniale Ideen und schrieben, dichteten und komponierten in aller Seelenruhe Kunst, die die Ewigkeit überdauern wird. Nicht ganz so romantisch ging es im Elsass zu, als die Marseillaise komponiert wurde. Der französische Komponist und Dichter Claude Joseph Rouget de Lisle verfasste sie in der Nacht zum 26. April 1792 in Straßburg – die Nacht, in der Frankreich Österreich den Krieg erklärte. Im Zeichen von Mut und Kampfgeist diente sie als Kriegslied für die Rheinarmee. Der Chant de guerre pour l’armée du Rhin widmete er dem Gouverneur und Oberbefehlshaber Johann Nikolaus Graf Luckner. Ihm zur Ehre wird die Marseillaise auch heute noch täglich um 12:05 Uhr vom Glockenspiel auf dem Marktplatz in Cham in der Oberpfalz gespielt.

Geschichte der Marseillaise

Dass die Nationalhymne später als Marseillaise bekannt wurde, verdankt es den französischen Soldaten aus Marseille, die es beim Einzug in Paris auf den Lippen trugen. Am 14. Juli 1795 – dem sechsten Jahrestag des Sturms auf die Bastille – wurde es zur französischen Nationalhymne erklärt und gilt seither auch als Lied der Französischen Revolution. Damit löste sie die Königshymne Marche de Henri IV als Nationalhymne von Frankreich ab. Unter Napoleon wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts Le Chant du Départ zur Nationalhymne erklärt. Und das, obwohl Napoleon selbst Anhänger der Revolution war und die Marseillaise auch nie gänzlich verbot. Das geschah erst während der Restauration und sollte bis zur Juli-Revolution 1830 so bleiben. In dieser Zeit hieß die Nationalhymne La Parisienne.

Die Marseillaise kam in der Dritten Republik 1871 als Nationalhymne zurück. Entgegen der Bemühungen des Vichy-Regimes hielt Frankreich an der Marseillaise fest und nahm es in der Vierten und Fünften Republik wieder in die Verfassungen auf. Sie steht bis heute gemäß Artikel 2 der Verfassung von 1958 als Nationalhymne fest.

Text und Melodie

Kennen Sie den Text oder die Melodie der Marseillaise? Weiter unten können Sie den vollständigen Text im französischen Original und auch in der deutschen Übersetzung lesen. Wenn Sie das zum ersten Mal tun, werden Sie vielleicht entsetzt sein, mit welcher Gewaltbereitschaft Ihnen die Botschaft entgegengeschrien wird. Im Refrain heißt es: Zu den Waffen, Bürger! (…) / Marschieren wir, marschieren wir! / Bis unreines Blut / unserer Äcker Furchen tränkt! Doch der Hass richtet sich vor allem gegen Tyrannei und Gewaltherrschaft. So will sie im Grunde doch nur eines: den Frieden für Frankreich.

Interpretation

Man muss die Zeilen auch im geschichtlichen Kontext sehen, um nicht zu voreiligen Schlüssen verleitet zu werden. Das unreine Blut etwa soll nicht Frankreichs Feinde beleidigen. Vielmehr bezeichnen die Soldaten und Bürger sich damit selbst. Der französische Adel maßte sich nämlich an, reines Blut zu haben – reiner als das des Pöbels. So war das gemeine Volk nun aber trotzdem bereit, sein vermeintlich unreines Blut zur Verteidigung der Revolution und des Landes Frankreich zu vergießen.

Französischer Text

Allons enfants de la Patrie,
Le jour de gloire est arrivé!
Contre nous de la tyrannie,
L’étendard sanglant est levé. (2x)
Entendez-vous dans les campagnes
Mugir ces féroces soldats?
Ils viennent jusque dans vos bras
Égorger vos fils, vos compagnes.

Refrain:

Aux armes, citoyens,
Formez vos bataillons,
Marchons, marchons!
Qu’un sang impur
Abreuve nos sillons!
(2x)

Que veut cette horde d’esclaves,
De traîtres, de rois conjurés?
Pour qui ces ignobles entraves,
Ces fers dès longtemps préparés? (2x)
Français, pour nous, ah! quel outrage
Quels transports il doit exciter!
C’est nous qu’on ose méditer
De rendre à l’antique esclavage!

(Refrain)

Quoi! des cohortes étrangères
Feraient la loi dans nos foyers!
Quoi! ces phalanges mercenaires
Terrasseraient nos fiers guerriers. (2x)
Grand Dieu! par des mains enchaînées
Nos fronts sous le joug se ploieraient.
De vils despotes deviendraient
Les maîtres de nos destinées!

(Refrain)

Deutsche Übersetzung

Auf, auf Kinder des Vaterlands!
Der Tag des Ruhmes, der ist da.
Gegen uns wurde der Tyrannei
Blutiges Banner erhoben. (2x)
Hört ihr im Land
Das Brüllen der grausamen Krieger?
Sie kommen bis in eure Arme,
Eure Söhne, Eure Gefährtinnen zu erwürgen!

Refrain:

Zu den Waffen, Bürger!
Formt Eure Schlachtreihen,
Marschieren wir, marschieren wir!
Bis unreines Blut
unserer Äcker Furchen tränkt!
(2x)

Was will diese Horde von Sklaven,
Von Verrätern, von verschwörerischen Königen?
Für wen diese gemeinen Fesseln,
Diese seit langem vorbereiteten Eisen? (2x)

Franzosen, für uns, ach! Welche Schmach,
Welchen Zorn muss dies hervorrufen!
Man wagt es, daran zu denken,
Uns in die alte Knechtschaft zu führen!

(Refrain)

Was! Ausländische Kohorten
Würden über unsere Heime gebieten!
Was! Diese Söldnerscharen würden

Unsere stolzen Krieger niedermachen! (2x)

Großer Gott! Mit Ketten an den Händen
Würden sich unsere Häupter dem Joch beugen.
Niederträchtige Despoten würden
Über unser Schicksal bestimmen!

(Refrain)

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