Was macht Zweisprachigkeit im Gehirn?

Bildquelle: Unsplash

Menschen, die von klein auf zweisprachig aufwachsen, oder sich später eine zweite Sprache auf hohem Niveau angeeignet haben, nennt man bilingual. Wissenschaftler entschlüsseln immer mehr die neurologischen Geheimnisse des zweisprachigen Gehirns. Dabei lernen sie, dass das Sprechen von zwei oder mehr Sprachen kognitive Vorteile haben kann. Diese erstrecken sich von Kindheit bis ins hohe Alter.

Die linke Gehirnhälfte ist eher sprach-dominiert. In ihr findet man einen Bereich, der sich der untere parietale Kortex nennt. Hier lässt sich auf Gehirnscans eine größere Dichte an grauer Substanz bei bilingualen Personen erkennen. Am ausgeprägtesten war das Phänomen bei Leuten, die eine zweite Sprache sehr gut beherrschten, oder sie noch vor dem fünften Lebensjahr gelernt haben.

Vorteile der Zweisprachigkeit

Sprechen Sie also außer Deutsch noch Englisch, Französisch, Spanisch, oder eine andere Sprache, so besteht eine gute Chance, dass Ihr Gehirn einige Vorteile gegenüber Ihren einsprachigen Kollegen entwickelt hat. Neue Forschungen in der Neurobiologie haben beispielsweise bewiesen, dass Zweisprachigkeit die Konzentrationsfähigkeit verbessert und eventuell Demenz und ähnliche altersabhängige kognitive Verminderungen vorbeugen kann. Diese Entdeckungen bringen uns ein besseres Verständnis dafür, wie das Gehirn Sprach- und Kommunikationsaufgaben organisiert. Wir gewinnen einen besseren Einblick darin, wie bestimmte Arten von Gehirnaktivitäten kognitive Probleme beeinflussen. Darauf aufbauend kann man dann gezielte und effektive Therapien entwickeln, um Kommunikationsfähigkeiten etwa nach Hirnverletzungen wieder herzustellen.

Fälschlicherweise befürchteten Eltern und Erzieher bis vor kurzem noch, dass eine zu frühe Einführung einer zweiten Sprache negative Auswirkungen auf das Kind haben kann. Man dachte, es würde ihre Sprachkenntnisse verzögern und ihr intellektuelles Wachstum beeinträchtigen. In der Realität sieht es dabei aber ganz anders aus: bilingual aufwachsende Kinder erreichen sprachliche Meilensteine (wie das erste Wort oder die ersten 50 Wörter) im gleichen Alter, wie einsprachige Kinder. Auch zeigt sich in den Jungen und Mädchen keinerlei sprachliche Verwirrtheit. Kleinkinder sind tatsächlich von den ersten Lebenstagen an dazu in der Lage, Sprachen durch rhythmische Hinweise voneinander zu trennen.

Auch in der Schule kann Zweisprachigkeit einen Vorteil schaffen. Es wurde festgestellt, dass bilinguale Vorschulkinder besser dazu in der Lage sind, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren und Ablenkungen auszublenden, als ihre einsprachigen Altersgenossen. Eine ähnliche Feststellung gibt es bei zweisprachigen Erwachsenen. Sie bringen in der Regel ein besser funktionierendes Arbeitsgedächtnis zutage – insbesondere, wenn sie schon in jungen Jahren mehrsprachig waren. Man vermutet, dass der Umgang mit zwei Sprachen dem Gehirn hilft, seine Fähigkeiten zu schärfen und zu bewahren, während irrelevante Informationen aussortiert werden.

Wenn Sie all dies noch nicht dazu angeregt hat, eine neue Sprache zu lernen, dann sollten Sie spätestens jetzt darüber nachdenken. Wir bieten ein umfangreiches Kursangebot zu Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch und sogar Deutsch, sollte dies nicht Ihre Erstsprache sein. Wagen Sie einen Blick und lassen sich inspirieren. Mit dem passenden technischen Equipment macht das Lernen dann gleich viel mehr Spaß.

Fazit zur Zweisprachigkeit

Um nochmals auf die Demenz zurückzugreifen: es gibt weitere Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass das Auftreten altersbedingter Demenz, inklusive der Alzheimer-Krankheit, bis zu vier Jahre verzögert werden kann. Wissenschaftler wissen zwar nicht genau, wie Mehrsprachigkeit diese kognitive Reserve schafft, es gibt allerdings eine Vermutung. Das Sprechen von zwei Sprachen erhöht den Blut- und Sauerstoffzufluss zum Gehirn und hält die Nervenverbindungen damit gesund. Man nimmt an, dass diese Faktoren darin helfen, Demenz abzuwehren.

Es bestehen also keine Zweifel, dass Bilingualität von klein auf die Struktur des Gehirns erheblich verändert. Seit Jahren wird diskutiert, wie genau das Gehirn verschiedene Sprachen organisiert. Hat jede Sprache ihren eigenen Bereich, oder überlappen die Regionen? Dank technologischer Fortschritte in der Bildgebung des Gehirns haben Wissenschaftler kürzlich entdeckt, dass die Verarbeitung verschiedener Sprachen in einem Großteil des gleichen Gehirngewebes stattfindet. Wenn die Personen allerdings schnell zwischen ihren Sprachen hin und her wechseln, zeigt sie in der rechten Hemisphäre signifikant mehr Aktivität, als Einsprachige. Diese erweiterte neuronale Aktivität ist auf Gehirnscans so deutlich und vorhersagbar, dass sie als neurologische Signatur für Zweisprachigkeit dient.

Schlussendlich kann man sagen, dass die neurowissenschaftliche Forschung vielversprechend für die Bewertung und Behandlung zweisprachiger Patienten ist. Etwa nach einer Hirnverletzung, da Betroffene oft Schwierigkeiten aufweisen, Sprache zu produzieren oder zu verstehen. Die Forschung zeigt, dass Rehabilitationsbemühungen, die beide Sprachen verwenden anstatt nur einer, die größten Aussichten auf Genesung haben.

F.A.Z.-Sprachkurse
Sprachen lernen