Stilistische Mittel
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Als stilistische Mittel, Stilmittel oder rhetorische Mittel, bezeichnet man bestimmte Ausdrucksmittel, die sich in der Sprache finden lassen. Sie können dabei bewusst oder unbewusst angewendet werden und weichen in der Regel vom allgemeinen Sprachgebrauch ab. Ihre Aufgabe ist es, verschiedene Stimmungen zu erzeugen, oder wichtige Dinge zu betonen oder zu veranschaulichen. Stilmittel werden sowohl verbal als auch schriftlich in Texten aller Art gebraucht.
Alliteration
Ein beliebtes rhetorisches Mittel ist die Alliteration. Sie gilt als lautliches Gestaltungsmittel und ist ferner eine Art des Reims, weshalb sie auch als Stabreim bezeichnet wird. Die Alliteration beschreibt mindestens zwei aufeinander folgende Wörter, die mit dem gleichen Anfangslaut beginnen. Dies können auch verschiedene Buchstaben sein, solange sie gleich klingen. Auch Konjunktionen können zwischen den Worten stehen, die Alliteration bleibt trotzdem erhalten.
Der frühe Vogel fängt den Wurm.
Bei Wind und Wetter…
Der komische Clown…
Eine besondere Form der Alliteration ist das Tautogramm. Es ist ein Gedicht oder Vers, bei dem konsequent alle Wörter mit demselben Laut beginnen.
Milch macht müde Männer munter.
Fischers Fritz fischt frische Fische.
Zehn zahme Ziegen zogen zehn Zentner Zucker zum Zoo.
Anapher
Von einer Anapher spricht man, wenn sich ein Wort oder mehrere Wörter am Anfang aufeinander folgender Sätze oder Satzteile wiederholen. Diese Stilfigur der Wiederholung dient zur Verstärkung des Gesagten bzw. Geschriebenen. Außerdem hilft sie bei der Strukturierung und Rhythmisierung des Textes.
Beispiel aus Bertolt Brecht: Die Dreigroschenoper (1928)
Ja, da kann man sich doch nur hinlegen,
Ja, da muss man kalt und herzlos sein.
Ja, da könnte so viel geschehen.
Ach, da gibt’s überhaupt nur: nein.
Die Anapher ist ohne Frage eine der beliebtesten und ältesten Stilmittel. Sie lässt sich einfach verwenden und verleiht Texten einen angenehmen Sprachrhythmus, weshalb man sein Publikum mit ihr gut in den Bann ziehen kann.
Weitere Beispiele:
Carglass repariert, Carglass tauscht aus. (Carglass)
Das Wasser rauscht‘, das Wasser schwoll, / Ein Fischer saß daran“ (Goethe: Der Fischer)
So klein, so fein, so Giotto. (Giotto)
„Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.“
(Matthäusevangelium)
Hyperbel
Die Hyperbel haben wir alle schon einmal im Alltag benutzt, denn sie ist die rhetorische Figur der Übertreibung.
Beispiele:
Ich musste ewig auf den Bus warten.
Ich habe es dir schon tausendmal gesagt.
Er fährt im Schneckentempo.
Es gibt Menschen auf der Welt wie Sand am Meer.
Diese Sätze haben Sie bestimmt schonmal gehört. Es wird mit Worten wie ewig oder tausendmal stark übertrieben und dessen sind sich beide Gesprächspartner bewusst. Bei einer Hyperbel können sowohl einzelne Wörter als auch Satzteile oder ganze Sätze hyperbolisch sein.
Weitere Beispiele:
Sie schläft wie ein Stein.
Ich bin todmüde.
Wir fühlen uns wie neugeboren.
Die Werke dieses Wilhelms aber […] sind dermaßen zart, fein, scharf und lebendig, dass man schier glauben sollte, sie seien von Händen der Engel gemacht, und erbebet man bei ihrem Anblick.
(Brentano: Die Chronika des fahrenden Schülers)
Oxymoron
Im Oxymoron werden zwei Begriffe miteinander kombiniert, die sich gegenseitig widersprechen, oder eine gegensätzliche Bedeutung haben. Auch im Alltag benutzen wir dieses Stilmittel öfter, als wir zunächst vermuten.
Beispiele:
Es ist eine Hassliebe.
Das Essen ist teuflisch gut.
Weniger ist mehr.
Das hat einen bittersüßen Nachgeschmack.
Du siehst aus wie eine wandelnde Leiche.
Auch der Begriff Oxymoron selber ist ein Oxymoron. Das griechische Wort oxys bedeutet scharfsinnig und moros bedeutet dumm.
Oxymora lassen sich auch in der Literatur finden:
Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke (George Orwell, 1984)
Drinnen saßen stehend Leute
Schweigend ins Gespräch vertieft,
Als ein totgeschoss’ner Hase
Auf der Sandbank Schlittschuh lief.
(Scherzgedicht aus dem 19. Jahrhundert: Dunkel war’s der Mond schien helle)
Euphemismus
Euphemismen findet ebenfalls häufig in der Alltagssprache. Bestimmte Wörter, Satzteile oder Sätze werden durch einen beschönigten Ausdruck ersetzt. Dieses sprachliche Mittel wird oft bei gesellschaftlichen Tabus verwendet, um Taktgefühl zu bewahren. Direkte Bezeichnung werden also vermieden und stattdessen verschleiert bzw. beschönigend umschrieben. Wobei Sachverhalte, bei denen man im Alltag oft Euphemismen verwendet, der Tod, Krankheiten, Armut oder Sexualität sind.
Beispiele:
Sie ist von uns gegangen. (Sie ist gestorben.)
Ich gehe aufs stille Örtchen. (Ich gehe zur Toilette.)
Einschläfern gehört zu meinem Job. (Kranke Tiere töten gehört zu meinem Job.)
Der Ball hat ihn da unten getroffen. (Der Ball hat seine Geschlechtsteile getroffen.)
Er kommt aus einer sozial schwachen Familie. (Er kommt aus einer armen Familie.)
Sie hat ihre Tage. (Sie menstruiert.)
Schlusswort
Natürlich gibt es nicht nur diese fünf, sondern unendlich viele stilistische Mittel, die unsere Sprache in Schrift und Wort verschönern. Außerdem ist es doch interessant, sich die eigene Muttersprache oder jede andere Sprache noch einmal mit neuem Wissen und aus einem ganz anderen Blickwinkel anzuschauen? Falls Ihnen die obigen Beispiele noch nicht genug waren, können Sie sich unter anderem online Bücher zur Thematik anschauen. Vielleicht haben Sie ja sogar einige rhetorische Mittel in diesem Schlusswort gefunden?